Leseprobe (aus dem Kapitel “Unterschätzt”) Ich sehe Frau Schleiers Gesicht. Verschwommen, aber es ist Frau Schleiers Gesicht. "Oh, welch Freude, Petrus sieht aus wie meine Hausperle!" krächze ich leise hervor. Das Sprechen fällt mir schwer und alles tut weh. Ich versuche mich zu bewegen, aber es gelingt mir nicht richtig. Irgendwie will mein Körper nicht so wie ich will. "Aha, dem Tod gerade von der Schippe gesprungen und schon wieder frech wie Rotz! Sie sind wirklich ein Scheusal!" schimpft sie. "Was ist denn passiert? Ich weiß gar nicht mehr... irgendwie... der Wagen... ich war bei Erwin und dann... Scheiße!" "Das können Sie laut sagen. Sie haben Glück, dass Sie überhaupt noch leben. Sie sind von der Straße abgekommen und der Wagen hat sich mehrfach überschlagen. Dabei hat er auch noch zwei Bäume getroffen. Außer dem Fahrersitz ist an dem Wagen nichts mehr heil. Sie hatten unermesslich großes Glück. Das kann man nicht anders sagen. Nicht mal ein Bruch. Sie haben nur einen Haufen blaue Flecken." Sie setzt sich neben mich auf die Bettkante und streichelt mir über die Wange. "Ich hatte solche Angst, als die Polizei mich informierte. Sie hatten meine Nummer in ihrer Brieftasche als Notfallnummer notiert. Das wusste ich ja gar nicht." "Na, jetzt wissen Sie´s. Nein, ohne Mist, wen, wenn nicht Sie, sollte man denn informieren, wenn mit mir irgendwas passiert?" "Na, Doktor Benoit zum Beispiel. Oder Carla? Die hat übrigens heute, beziehungsweise gestern, mehrfach angerufen. Sie macht sich Sorgen, weil Sie sich seit Tagen überhaupt nicht mehr gemeldet haben. Sie waren ja auch wieder so furchtbar depressiv in den letzten Tagen. Ich hab ihr das aber nicht gesagt. Sie würde sich sonst noch mehr sorgen." ...
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